Bruno Busch, dem Nürnberger Kurzgeschichtenautor ist es gelungen, am 6. November im Nürnberger Haus der Heimat – vom Kulturbeirat zugewanderter Deutscher eingeladen – sein Auditorium vergnüglich in Sphären zu locken und zu entführen, die es immer wieder auch in diesen komplizierten politischen und wirtschaftlichen Zeiten auch benötigt und mag: Stunden des entspannten Genießens. Bruno Busch (Pseudonym für Ingo Stauch), der als Redakteur an Tageszeitungen, leitender Redakteur an einer kirchlichen Zeitschrift und Referent für Öffentlichkeitsarbeit in einem diakonischen Unternehmen tätig war, hat sich nach seinem wohlverdienten Eintreten in den Unruhestand vorgenommen, weiterhin zumindest zeitweise seinen Schreibtisch nicht zu verlassen und all das zu tun, was er im Laufe seines beruflichen Lebens so oft und intensiv getan hat, nämlich zu schreiben. Diesmal jedoch anders. Humorvoll, heiter, witzig. Etwa über in Rauch aufgehende Nürnberger Rostbratwürste, eine geplatzte Smoking Hose bei den Bayreuther Festspielen oder über eine Frau für alle Fälle, ja sogar über den Sternenhimmel oder einen Nürnberger mit echtem (Rauchmelder-)Piep.
Bruno Busch kann auch die so beliebten Alltagssituationen verlassen und in die große Politik einsteigen, etwa, wenn es am Martinstag um das Thema Teilen geht oder wenn Chips und Halbleiter gefragt sind, zum Teil sehr begehrte Produkte in der Weltwirtschaft, die nicht immer locker zur Verfügung stehen. So richtig zur Hochform aufgelaufen ist Bruno Busch beim Vortrag von „Opa for Future“, in deutlicher Anlehnung an Greta Thunbergs Friday for Future mit dem 1,5° Ziel, sehr aktuell auch im Zusammenhang mit der derzeit stattfindenden Klimakonferenz in Sharm El Sheikh in Ägypten.
Bruno Busch ist ein gesprächiger, ein lockerer zugleich ein höflicher, recht überlegter Typ und hat, sich inhaltlich und thematisch steigernd, die einzelnen Kurzgeschichten akkurat vorgetragen. Dabei hat er etwas mitgebracht, das üblicherweise bei Autorenlesungen nicht vorhanden ist: er hat auch einen Chor dabeigehabt, der immer wieder aktiviert wurde, egal ob es da um den Hund von Reinhard Mey, um Häschen in der Grube oder um den Mond, der aufgegangen ist, ging. Sogar der spannenlange Hansel mit der nudeldicken Dirn besuchten uns, dazu der Kuckuck und Esel mit ihrem Streit, genauso wie Sankt Martin mit seinem Mantel. Bruno Buschs Chor waren wir, sein Auditorium, das er zum Singen verführte und auch damit den gesamten Nachmittag recht vergnüglich gestaltete.
Sein messerscharfer Verstand, seine überzeugenden Antworten auf Fragen haben die Lesung bestens umfangen und begleitet. Der produktive Bruno Busch hat unter dem Slogan „Für jedes Lesealter von 9 bis 99“ mehrere Bücher herausgegeben, die zum Staunen oder Schmunzeln, zum ernsthaften Nachdenken oder zu purem Genießen anregen. „Dicke Birnen – Geschichten von B.“ (2018), „Eine Socke zu wenig – Geschichten von B. auf dem Jakobsweg“ (2019), „Das angeknabberte Jesuskind – Weihnachtsgeschichten von B.“ (2019).
Das Einstimmen auf diese berührende Autorenlesung übernahm Birgit Fernengel, die Koordinatorin des Kulturbeirates zugewanderter Deutscher auf prächtige Weise: im lockeren und zugleich produktiven Dialog mit Bruno Busch, entwickelten beide wesentliche Grundgedanken über sein Dasein und seine Bücher. Zu seinem Leben gehört die Tatsache, dass Bruno Busch Flüchtlingskind ist. Seine Mutter, in Schlesien geboren, im Sudetenland aufgewachsen, gehört zu den am Ende des Zweiten Weltkrieges vertriebenen Deutschen und Bruno Busch hat seine Kindheit und Jugendzeit im Dunstkreis der Sudetendeutschen verbracht und ist natürlich auch von deren Denken und Fühlen mitgeprägt. Als Liebhaber des Pilgerns auf dem Jakobsweg hat er Horst Göbbel in einem Kurzinterview zugesagt, nicht nur, wie geplant, beim nächsten Mal von der tschechischen Grenze aus, loszugehen, sondern zu überlegen, als Ausgangspunkt das Heimatdorf seiner Mutter im Sudetenland zu wählen.
Das wäre doch ein besonderer Brückenschlag zwischen Ost und West, ein generelles Anliegen auch unseres Hauses der Heimat. Wir wünschen eine vergnügliche Reise von Jauernig bis nach Santiago de Compostela.
Horst Göbbel