12. März 2023
Autorenlesung Dagmar Dusil

Dagmar Dusil – literarisch gereift

Lesung im Haus der Heimat

Die Einladung zur Lesung von Dagmar Dusil durch den Kulturbeirat zugewanderter Deutscher in das Haus der Heimat wirkte wie ein Magnet. Zahlreiche literaturinteressierte Zuhörer waren am 12.03.2023 gekommen, sie waren auf das vor kurzem erschienene Buch äußerst gespannt.

„Entblätterte Zeit“, der zweite Kurzgeschichtenband von der aus Siebenbürgen stammenden Autorin Dagmar Dusil, erzählt Geschichten, die in Siebenbürgen, in Deutschland oder ortsunabhängig, also überall auf der Welt passieren können.

Susanne Schneehorst, ehem. Stadtbibliothek Nürnberg, moderierte und durch ihre Fragen konnten verschiedene Themen erläutert und aus Sicht der Autorin beleuchtet werden.

Die erste Geschichte „Liberty“ überraschte zunächst, wird Frau Dusil uns eine Tiergeschichte erzählen? Doch die Geschichte hat eine besondere Wendung genommen. Liberty heißt der Hund von Tante Marianne, der sich immer nach Freiheit sehnt und dadurch auch seinem Frauchen immer wieder Probleme bereitet. Auch der Wunsch von Tante Marianne nach Freiheit ist groß, aber er wird in der Gesellschaft enorm unterdrückt.

Ja, wenn eine Autorin wie Dagmar Dusil die Fäden klug zusammen bindet, dann kann Liberty – Libertate vom Hund in die Gesellschaft hinein strahlen. Der Hund bleibt nur das Transportmittel für die Freiheit, die von den Menschen allgemein gesucht bzw. gefordert wird.

In ihrer zweiten Geschickte „Das Paket“ hielt die Autorin die Spannung bis zum Schluss aufrecht. Das in einem Dorf angekommene Paket beflügelte die Fantasie der Dorfbewohner und die Vermutungen gingen von Schokolade, Zigaretten, Medikamente in verschiedene Richtungen, so dass die Zuhörer extrem gespannt waren, was das Paket wohl beinhaltet. Die Lösung wird hier natürlich nicht verraten, den jeder Leser sollte diese Spannung selbst erleben dürfen.

Viele aktuelle Themen haben in den Geschichten von Dagmar Dusil Einzug erhalten, ihre Erfahrungen in Siebenbürgen und Deutschland sind eine wertvolle Grundlage für literarische Werke mit großem Durchsetzungsvermögen. Ihr Aufenthalt in Siebenbürgen war nicht nur produktiv, sondern auch ein Quell für neue Produktionen, für neue Lyrik. Die Aussagekraft ihrer Lyrik, ihrer Kurzgeschichten, ihres Werkes überhaupt, hat sich verdichtet.

In der anschließenden Diskussion wurde auch die Bedeutung von Sprache beleuchtet. „Sprache muss frei sein“, sie darf nicht ideologisiert werden, da sie sonst für die Gesellschaft gefährlich werden kann. In seiner Wortmeldung analysierte Horst Göbbel die Sprache als Sprengkraft, als treibende Kraft, als lindernde Wohltat oder als Erlösung, außerdem könne Sprache als Glücksbringer oder als Heilmittel eingesetzt werden, sie kann uns Geschichten wie ein Film vermitteln. In einem anschließenden Kurzinterview äußerte Dagmar Dusil, dass Schreiben auch eine angenehme Droge mit heilender Wirkung sein könne. Für den, der schreibt aber auch für den, der liest oder zuhört.

Ein herzliches Dankeschön überbrachte Doris Hutter, Mitglied des Kulturbeirats zugewanderter Deutscher, an Dagmar Dusil und Susanne Schneehorst für die amüsante, aber auch zum Nachdenken anregende Lesung. Im Anschluss wurden Bücher signiert und die neuen Besitzer freuten sich auf weitere Geschichten aus „Entblätterte Zeit“ von Dagmar Dusil.

Inge Alzner

Fotos: Lesung Dagmar Dusil in Nürnberg, Inge Alzner