20. Oktober 2019
Konzert: Die schöne Müllerin

Franz Schuberts tragischer Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ wurde am Sonntag, 20. Oktober 2019, von Christoph Reich (Bariton) und Tanja Wagner (Klavier) im Nürnberger Hirsvogelsaal aufgeführt. Dem Schicksal des unglücklich verliebten Handwerksburschen folgten gebannt circa 70 Zuhörer. Die herzergreifende Geschichte, die der Komponist Franz Schubert (1797-1828) in 20 Liedern erzählt, wurde mit sanfter, klarer Stimme von Christoph Reich gesungen. Die gute Akustik des historischen Hirsvogelsaales unterstützte auch die pianissimo gesungenen Passagen. Eindrucksvoll meisterte der Bariton die Bandbreite der Tonhöhen, die Schubert den Interpreten abverlangt. Zumal Schubert das Original seines Liederzyklus für einen Tenor gedacht hat. Der Bariton Christoph Reich, geboren in Hermannstadt, lebt und wirkt in Landshut. Er fühlt sich insbesondere der sakralen Musik verbunden und singt neben Oratorien auch Kantaten und Messen. Im Mittelpunkt seiner Beschäftigung mit dem Lied stehen vor allem die beiden großen Romantiker Franz Schubert und Robert Schumann. Die Pianistin Tanja Wagner lebt ebenfalls in Landshut. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit ist sie auch eine erfolgreiche Klavierpädagogin und eine gefragte Dozentin bei Klavierkursen im Ausland.

Die schöne Müllerin“ ist neben der „Winterreise“ Schuberts zweiter großer Liederzyklus. Darin vertonte er Wilhelm Müllers (1794-1827) Gedichte über eine unerwiderte Liebe. Voller Lebensfreude ließ Christoph Reich den Gesellen zu Beginn „Das Wandern ist des Müllers Lust“ laut erklingen. Dem plätschernden Bach, der das Mühlrad antreibt, gesteht der junge Mann seine Gefühle und seine unerwiderte Liebe. Voller Freude ist das Lied „Am Feierabend“. Es folgen erste Tränen. Der junge Mann rafft sich wieder auf, versucht die Liebe zu erzwingen. Kurz wendet sich die schöne Müllerin ihm zu, Hoffnung keimt auf. In der zweiten Hälfte wird die Farbe Grün öfters erwähnt. Es ist das Symbol der eingebildeten Bedrohung durch den Jäger. Bedrohlich tief ging Christoph Reich mit der Stimme herunter. Tanja Wagner entlockte ihrem Instrument Jagdmotive. Eifersüchtig begehrt der Liebende auf. Die fürs Leben stehende Farbe Grün wird für den Gesellen zur „bösen Farbe“ des Rivalen. Es folgt das düstere Finale. Mit Grabesstimme ließ Christoph Reich den erstarrten jungen Müller in e-Moll über „Trockne Blumen“ singen. In tiefer Depression steigt der Zurückgewiesene in den Mühlbach. Der Zyklus endet in E-Dur. Diese Tonart erklingt in der Kirchenmusik, wenn es um die letzten Dinge geht.

Die willkommene Pause nach dem 12. Lied, das zufällig den Titel „Pause“ trägt, wurde vom Publikum dankbar angenommen. Traditionell schenkt der Nürnberger Kulturbeirat Wein und Wasser aus, dazu wird auch Kleingebäck serviert. In der Pause wurden alte Freunde begrüßt, neue Bekanntschaften geschlossen, so dass insgesamt ein sehr zufriedenes Publikum dem zweiten Teil des Konzertes folgen konnte. Am Ende dankten die Zuhörer den Künstlern mit ihrem begeisterten Beifall.  Darüber hinaus dankte Dagmar Seck, Projektleiterin des Nürnberger Kulturbeirates zugewanderter Deutscher, den Künstlern für ihre außergewöhnliche Darbietung und überreichte ihnen symbolisch je einen Bocksbeutel Fränkischen Weins.

Josef Balazs

Flyer Die schöne Müllerin

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