30. März 2017
„Schlag zu, mein Herz!“ – Horst Samson im Nürnberger Zeitungs-Café Hermann Kesten

Horst Samson war als Lyriker dem Publikum des Zeitungs-Cafés in Nürnberg wohlbekannt, als „Singer-Songwriter“ noch nicht.
Der kleine, intime Saal des Cafés war voll besetzt, die Erwartungen riesengroß. Susanne Schneehorst begrüßte seitens des Bildungscampus Nürnberg das Publikum und verriet, als „persönliche Bemerkung“, dass diese Reihe, diese Lesereihe der Stadtbibliothek Nürnberg als gemeinsame Veranstaltung mit dem Nürnberger Kulturbeirat zugewanderter Deutscher ihre „absolute Lieblingslesereihe“ sei. Weil, erstens, es immer wahnsinnig interessante Gäste gibt, zweitens, weil immer ein unheimlich interessiertes Publikum da ist, und drittens, weil bei Lesungen sonst nie so eine entspannte, gelöste, lockere Stimmung herrsche.
Das waren gleich drei Komplimente, die man sehr gerne gehört hat.
Sodann begann Josef Balazs seine Präsentation, diesmal als „Abermaliges Nachdenken über Horst S.“ betitelt:
„Da es Stückeschreiber gibt, laut Bertolt Brecht, gibt es, laut Wolf Biermann, auch Liedermacher. Und ich möchte allzu gerne Horst Samson als Liedermacher bezeichnen, einen Barden, der eigene Texte, Liedertexte, mit Gitarrenbegleitung vorträgt. Der Liedermacher Samson betont, dass seine Texte nicht Vertonungen seiner Gedichte seien.
Samson schreibt in einer Mail: Meine Liedertexte sind zwar auch poetisch und besonders auch existentiell grundiert, jedoch direkt und nur als Liedertexte geschrieben.“
Gleich das erste Lied (Erbarmen) appelliert an unser politisches Gewissen und erinnert mit der ersten Verszeile „Kein Erbarmen mit den Armen auf dieser Welt“ an unser „Wegschauen“.
Samson will aufrütteln, indem er die Frage stellt und gleich die Antwort liefert, die so viele von uns geben werden, die so viele von uns vor vielen Jahren gegeben haben: „Und was sagen wir, wenn wir mal wieder vor dem großen Spiegel stehn? / Wir haben nicht gewusst, wir haben nichts gehört und haben nichts gesehn!“
Horst Samson leitet seine Lieder mit kurzen, tiefsinnigen Texten ein. Text und Lied bilden eine wohlersonnene Einheit.
Spätestens beim fünften Lied (Das Leben ist nur gelieh‘n), während die Worte „lass dich fallen, flieg mit mir“ intoniert werden, wird im Rhythmus der Melodie geklatscht. Das Publikum geht mit, fühlt mit. Samson nimmt das ganze Publikum mit auf seinen Flug in seinem „Flugzeug aus Papier“.
Das Lied, das dem Abend den Titel verlieh, wurde vom Autor mit den Worten eingeleitet: „Von einer magischen Liebe, vom Vergehen und Scheiden aus dieser Welt handelt das jetzt folgende Lied Schlag zu, mein Herz. Es ist ein Lied über Leben, Liebe und den unvermeidlichen Tod.“ Im letzten Refrainvers wird dem ein Leben lang liebenden Herzen mit sanfter Stimme befohlen: „Gib Ruh, mein Herz, gib Ruh!“
Eine schnelle Reaktion auf diesen Abend kam von einer Teilnehmerin via Facebook direkt an Horst Samson. Mit seiner Erlaubnis werden diese Worte, die nicht treffender formuliert werden können, hier veröffentlicht:
Der gestrige Abend lieber Horst, war sehr gelungen. Ich habe es nicht bereut, den etwas weiteren Weg in Kauf genommen zu haben. Meine Begleiterin, eine gute Freundin und Arbeitskollegin, war auch sehr begeistert von dir. Wir haben uns danach noch lange über die Thematik deiner Poesie, die Vergänglichkeit des Lebens, der Zeit, Liebe und Verlust, Heimatlosigkeit und Fremdheit, Freiheit und Diktatur und über die große Bedeutsamkeit der Sprache unterhalten. Du hast Recht, nichts ist größer, stärker und sinnvoller als die Sprache, das Wort und das Gespräch…. Du kannst sicher sein, deine von musikalischen Tönen begleiteten Gedichte, haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Bei einigen habe ich sogar Tränen in den Augen gesehen, auch bei mir… Ja, es war an mancher Stelle sehr berührend. (…) Dankeschön nochmals für den schönen Abend.

Josef Balazs

Über Horst Samson

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