16. November 2012
Bilderausstellung „Zeitmaschine“ im Nürnberger Rathaus

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Zeitmaschine im Nürnberger Rathaus
Ausstellung des Kulturbeirats zugewanderter Deutscher

„Identität braucht Heimat. Sprache und Alltagserfahrung, Erinnerungen und Mentalität – all dies sind Aspekte unserer Geschichte und diese haben wir in unserem kulturellen Gepäck nach Deutschland mitgebracht.“ Klare Worte von Werner Henning, heuriger Vorsitzender des „Kulturbeirats zugewanderter Deutscher“, in seiner Begrüßung anlässlich der Vernissage der Ausstellung „Zeitmaschine“ am 16. November in der Ehrenhalle des Nürnberger Rathauses im Beisein der Stadträtinnen Anita Wojciechowski (SPD) und Kerstin Böhm (CSU). „Gleichzeitig ermöglicht das Wissen um das eigene Herkommen erst den offenen Austausch mit Menschen, deren Leben historisch, politisch oder kulturell anders geprägt ist.“

So viele Kinder und Jugendliche sind üblicherweise bei einer Ausstellungseröffnung nicht anwesend. Diesmal waren sie die Hauptakteure und ihre vielfältigen Werke, gemalt im Rahmen eines großen Projekts des Vereins „Artec-Proiectum e.V.“ unter fachkundiger Leitung von Irina Trautwein, kamen sehr gut an. Eine wahre Zeitreise durch verschiedene Epochen der Kunstgeschichte, ein Herantasten an sehr eigenständige, individuelle künstlerische Ausdrucksformen. Tamara Feuerer wies in ihrer künstlerischen Einführung darauf hin, dass Kunst als „wundervolle Brücke der Eingliederung“ für die ca. 50 Kinder und Jugendliche die schönste gemeinsame und zugleich individuelle Sprache sei, die einerseits Kreativität und andererseits gemeinsames Schaffen dokumentiere. Interschiedliche Techniken anzuwenden, dabei die Kunstgeschichte nicht aus den Augen zu verlieren, und auch noch richtig Spaß daran haben, das sei hier wieder deutlich geworden. „Integration brauch nicht Redner, Integration brauch Macher!“, rief sie den zahlreichen Gästen zu. Macher seien in diesem Fall die jungen Künstler, deren Eltern, deren künstlerische Betreuer im Haus der Heimat. „Sie haben viel Zeit, Geduld und Leidenschaft investiert. Durch ihre Arbeit werden sie mit Sicherheit ein Lächeln und Erstaunen in die Gesichter so mancher Besucher zaubern und einen Hauch von Poesie verströmen lassen.“ Bevor Viola, Valeri und Artöm mit ihrer Band Duo Gocha und Zoran auch musikalisch besonders deutlich zur Lockerheit an diesem Abend beitrugen, erinnerte Tamara Feuerer nochmals, dass „Zeichnen Sprache für die Augen“, während „Musik Malerei für das Ohr“ sei.

Werner Henning fasste zusammen: „Zuwanderer trugen und tragen zur kulturellen Dynamik, zum urbanen Wandel und zur Veränderung des Stadtbildes bei. Ihre Erlebnisse und Erfahrungen gehören zum kollektiven Gedächtnis einer Stadtgesellschaft.“

Dank gilt in besonderem Maße der Stadt Nürnberg für die finanzielle Unterstützung und die Bereitstellung der Ehrenhalle des Rathauses, dem „Kulturbeirat zugewanderter Deutscher“ für die Organisation, der Kunstpädagogin und Leiterin der Malgruppen im Haus der Heimat Irina Trautwein sowie Dorothea Walter, Musikwissenschaftlerin, verantwortlich für die Integration von Kindern und Jugendlichen im Verein Artec-Proiectum, natürlich den Eltern für die ideelle und materielle Unterstützung der Jugendlichen.

Horst Göbbel

Die Vernissage aus der Sicht des jungen Künstlers Artöm Tebelew:

„Am 16. November wurde im Alten Rathaus Nürnberg eine Vernissage mit dem Titel Zeitmaschine eröffnet, auf der über 50 junge Künstler und Künstlerinnen ihre Werke präsentierten. Allesamt Schüler der Kunstpädagogin Irina Trautwein, die eine wichtige Protagonistin der Ausstellung war. Unzählige Bilder gemalt in verschiedensten Stilen und Techniken von Kindern und Jugendlichen verschiedenster Jahrgänge hingen an großen, weißen Stellwänden in der Ehrenhalle des Rathauses. Zwei Jahre haben die Malgruppen auf diesen Abend hingearbeitet und waren zweifellos sehr aufgeregt im Hinblick auf die Eröffnung. Gefühlt Hunderte von Menschen fanden sich gegen 18 Uhr in der Ehrenhalle ein und horchten Zoran Vasic, der musikalisch auf den Abend einstimmte. Die musikalische Untermalung zog sich über den gesamten Abend hinweg, wobei einige der Jugendlichen bewiesen, dass sie nicht nur künstlerisch begabt waren. Sie begeisterten das Publikum mit Gesang, Gitarren und Klavier. Später wurden Reden gehalten, Blumen überreicht und natürlich die Werke bestaunt. Etablierte Künstler waren zutiefst beeindruckt, wie fantasiereich und stilsicher die Kinder und Jugendlichen ihr Können anzuwenden vermochten.

Nach der geglückten Eröffnung waren alle höchst zufrieden und dankbar. Integration bräuchte Macher, so sagte eine Rednerin. Wir Künstler sind froh, dass es diese gibt und danken noch einmal von ganzem Herzen Irina Trautwein, die aus uns das gemacht hat was wir heute sind – eigenständige Künstler, aber natürlich auch der Stadt Nürnberg, dem Kulturbeirat zugewanderter Deutscher und dem Haus der Heimat, die sowohl mit Mitteln als auch mit so vielen helfenden Händen und Köpfen diese Ausstellung überhaupt ermöglicht haben.“