21. November 2011 - 9. Dezember 2011
Ausstellung und Lesung im Nürnberger Rathaus zu Heinz Piontek (1925-2003)

Der Nürnberger Kulturbeirat zugewanderter Deutscher präsentierte im Nürnberger Rathaus vom 21.11.- 9. 12. 2011 die Ausstellung Heinz Piontek (1925-2003), Leben und Werk. Für die Konzeption der Ausstellung zeichnen Anton Hirner aus Lauingen und Klaus Hille aus Haunsheim, die die Ausstellung zur Verfügung stellten.

Bei der Eröffnung der Ausstellung am 21. November – musikalisch mit feinen Saxophontönen von Arthur Meier aus Fürth umrahmt – entwarf der Nürnberger Schriftsteller Dr. Godehard Schramm tief schürfend, detailreich, aufklarend und zugleich aufklärend das Panorama des Lebens, des Oeuvre, des vielseitigen Wirkens des Dichters Heinz Piontek, sowie seiner persönlichen Bekanntschaft und Verbundenheit mit ihm.

Heinz Piontek, der zu den bekanntesten deutschen Lyrikern der Nachkriegszeit gehörte und sich später auch als Erzähler einen Namen machte, wurde 1925 in Kreuzburg/Oberschlesien geboren. Als 18-Jähriger wurde er zur Wehrmacht eingezogen und geriet 1945 in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1946 ging er nach München, 1947 nach Lauingen an der Donau. Seit 1948 lebte er als freier Schriftsteller. Es entstanden u.a. die Gedichtbände Die Furt (1952), Die Rauchfahne (1955) und Wassermarken (1957). Der inzwischen recht bekannt gewordene Autor ließ sich 1961 in München nieder. Zahlreiche Gedichtbände, Romane, Erzählungen und Essays dokumentieren sein fruchtbares Schaffen. Für seine dichterische Leistung wurde Heinz Piontek 1976 u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Die von Anton Hirner und Klaus Hille stammende Piontek-Ausstellung dokumentiert vorwiegend die Jahre in Lauingen und Dillingen (1947-1961).

Horst Göbbel

Am 28.11.2011 fand eine Lesung aus den Werken von Heinz Piontek mit Schauspieler Philipp Weigand statt. Die Lesung war eine Begleitveranstaltung zur Ausstellung. Lucian Mot, Vorsitzender des Kulturbeirates zugewanderter Deutscher, begrüßte das Publikum. Doris Hutter, Geschäftsleiterin des Hauses der Heimat Nürnberg, stellte Philipp Weigand vor: Weigand wuchs in Greding auf und studierte an der Schauspielschule in Bochum. Seit deraktuellen Spielzeit ist er festes Mitglied im Ensemble des Staatstheaters Nürnberg.

Für die Lesung wählte er Gedichte und Erzählungen aus dem Sammelband „Ich höre mich tiefin das Lautlose ein“, der von Anton Hirner und Hartwig Wiedow im Wolff Verlag herausgegeben wurde. Die Gedichte haben die Titel: „Fischerhütte“, „Die Furt“, „Unablässiges Gedicht“, „Vergängliche Psalmen“, „Schlittenromanze“, „Mit dreißig Jahren“, „Apulische Ebene“. Es ist gut, dass Philipp Weigand eine gut ausgebildete Stimme hat. Er war gut zu verstehen, trotz der geschäftigen Geräuschkulisse, die während der offiziellen Öffnungszeit des Rathauses in den Gängen herrscht. Zwischen Büro- und Aufzugtüren, aber erleuchtet von den Nachmittagssonnenstrahlen, mit herrlichem Blick auf den Christkindlesmarkt – den niemand wahrnimmt, denn für die ZuhörenInnen tun sich eigene Bilder auf – fand die Lesung statt. Es ist keinen Moment „lautlos“! Aber manchmal passen die Töne zu den Worten: „…Mit lärmenden Schellen wirst du in die Verbannung reisen.“ (aus „Schlittenromanze“). Das Gedicht „Mit dreißig Jahren“ hat Heinz Piontek seiner Frau Gisela gewidmet. Da heißt es am Schluss: …“Doch sputet euch nicht. Wir leben gezählte Tage.“ Die ZuhörerInnen hatten es nicht eilig. Sie lauschten aufmerksam und gespannt der letzten Erzählung „Das Ende ist anders“. Am Ende waren sich Besucher und Veranstalter einig: Philipp Weigand hat Heinz Piontek allen näher gebracht, und durch eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit lebendig werden lassen.

Melitta Zakel