Sathmarer Schwaben

Die Sathmarer Schwaben gehören zusammen mit anderen deutschsprachigen Minderheiten Südosteuropas der Gruppe der Donauschwaben an.

Das Sathmarland liegt im Nordwesten Rumäniens und seine Bezeichnung entstammt der Kreisstadt Sathmar, die an der Samisch (Somesch) liegt.

Orte mit deutscher Bevölkerung in den Kreisen Bihor, Maramuresch und Salasch werden ebenso zum Siedlungsgebiet der Sathmarer Schwaben gezählt, wie jene, die innerhalb des Sathmarer Verwaltungskreises liegen. Drei sathmarschwäbische Dörfer liegen im heutigen Ungarn.

Das Sathmarer Gebiet Großkarol und Sathmar ist als einziges donauschwäbisches Siedlungsgebiet (fast) einheitlich oberschwäbisch geprägt, nur in Kriegsdorf gibt es eine alemannische Mundart, ähnlich dem Banater Lokaldialekt von Saderlach. In Neupalota wird pfälzisch-moselfränkisch, ähnlich vielen Banater Dialekten, gesprochen und in Oberwischau, Großtarna und Batartsch ist eine bairisch-österreichische Sprachinsel anzutreffen, die mit den Zipsern aus Oberwischau verwandt ist.

Die Sathmarer Schwaben sind Nachfahren jener Bauern, die im 18. Jahrhundert hauptsächlich aus Oberschwaben auswanderten. Sie waren Kolonisten aus dem Königreich Württemberg und sollten, nach dem Willen von Graf Karoly (ab 1712) und seinen Nachfolgern, das Sathmarer Land, das durch Kriege, Naturkatastrophen und Epidemien entvölkert war, neu besiedeln. Viele dieser Neusiedler stammten aus den heutigen Landkreisen Ravensburg und Biberach. Es kamen jedoch auch Kolonisten aus Böhmen, aus der Pfalz und aus Österreich. Die Hauptbeschäftigung der Sathmarer Schwaben war die Ackerbauwirtschaft, die Viehzucht sowie hauptsächlich im Südosten des Sathmarlandes der Weinbau, wo die Winzer auf den Hügeln des Buchengebirges reiche Erträge erzielten und richtige Weinkellerdörfer errichteten. Unter den sathmarschwäbischen Siedlern befanden sich nicht nur Bauern, sondern auch viele Handwerker, wie etwa Müller, Messerschmiede, Nagel- und Kupferschmiede, Zimmerleute, Maurer, Gold- und Silberschmiede, Haffner und andere.

Das Sathmarer Land hat eine bewegte Geschichte. Bis 1918 gehörte es zur Österreich-Ungarn. 1920 fiel es an das Königreich Rumänien und auf Grund des sog. Wiener Schiedsspruches von 1940 kam es erneut zu Ungarn. Im September/Oktober 1944 begaben sich mehr als 3000 Sathmarer Schwaben unter dem Schutz der deutschen Wehrmacht auf die Flucht und ließen sich hauptsächlich in Süddeutschland, Österreich und den Vereinigten Staaten nieder. Die Mehrheit blieb jedoch in ihrer angestammten Heimat zurück. Das Sathmarland fiel nach 1945 wieder an Rumänien, deutschsprachige Schulen waren bis 1948 verboten. Handwerks- und Industriebetriebe wurden verstaatlicht, die Kollektivierung der Landwirtschaft fand Mitte der 50er Jahre statt. Die staatlich gelenkte Ansiedlung von Nichtdeutschen in und um sathmarschwäbische Ortschaften hat wesentlich zur Dezimierung der Sathmardeutschen und somit zur Erschütterung ihres geschichtlich gewachsenen Gemeinwesens beigetragen.

Ab 1960 entfaltete sich eine rege deutsche kulturelle Arbeit im Sathmarland, die jedoch ab 1974 auf Grund der Einschränkungen im Schul- und Pressewesen dem Fortbestand der Identität und Kultur der Deutschen in Rumänien jegliche Zukunftschancen nahm. Aufgrund des Abkommens zwischen Rumänien und der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1978 setzte um 1980 eine starke Abwanderung der Sathmarer Schwaben nach Deutschland ein. Anders als unter den Banater Schwaben oder den Siebenbürger Sachsen war unter den Sathmarer Schwaben die Auswanderung nach Deutschland weniger stark ausgeprägt, sodass heute noch in zahlreichen Ortschaften ein bedeutender Anteil der Bevölkerung deutschstämmig ist. Die politische Vertretung der Sathmarer Schwaben und der anderen deutschen Volksgruppen des heutigen Rumäniens ist das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR). Das Deutsche Forum der Sathmarer Schwaben, eine Untergliederung des DFDR, unterhält eine Stiftung zur Wirtschaftsförderung und organisiert die Jugend- und Kulturarbeit. Bei der Bewältigung seiner Aufgaben wird es von der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben in Deutschland sowie dem Hilfswerk der Sathmarer Schwaben inhaltlich wie finanziell unterstützt. Beträchtliche Hilfen zur Selbsthilfe der Bundesregierung Deutschland im sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich sollen das Verbleiben im Sathmarland erleichtern.

Im Jahr 1962 übernahm der Landkreis Biberach die Patenschaft über die Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben.

Die in die Bundesrepublik ausgewanderten Sathmarer Schwaben und einige der Oberwischauer Zipser sind unter dem Dach des Verbandes der Sathmarer Schwaben in der Bundesrepublik in sog. „Heimatortsgemeinschaften“ organisiert.

Das Mitteilungsblatt des Verbandes der Sathmarer und der ihnen angeschlossenen Oberwischauer ist die Brücke.

Marianne Röhrig

Homepage: Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben e.V.

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